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Magdeburger Spuren, Nr. 566

Der Rat der Stadt Magdeburg wendet sich an die Stände der Hochstifte Magdeburg und Halberstadt, die das Schreiben der Magdeburger an den Kurfürsten Joachim I. von Brandenburg weitergeleitet haben, und schildert seine Sicht auf die Streitigkeiten mit dem Kurfürsten um einbehaltene Ochsen und eine zuvor von den Magdeburgern aufgehaltenen Salzlieferung. Den Vorwurf der Ketzerei, vorgebracht von Kurfürst Joachim I. von Brandenburg und seinem Bruder Kardinal Albrecht, Erzbischof von Magdeburg und Mainz, weisen sie zurück und fordern für die zu Schaden gekommenen Magdeburger Bürger eine Entschädigung, Magdeburg, 12. Juni 1528.

Die Quelle

Das unter der Signatur „GStA PK, I. HA Rep. 52 Nr. 45“ im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem aufbewahrte Dokument ist Teil einer Akte über „Zoll- und andere Streitigkeiten zwischen Kurbrandenburg und der Stadt Magdeburg“ aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Sehr anschaulich wird darin ein Handelsstreit zwischen der Altstadt Magdeburg und Kurfürst Joachim I. von Brandenburg dokumentiert, der bis zur gegenseitigen Beschlagnahmung von Waren eskalierte und sich über Jahre hinzog. Das vorgestellte Dokument ist ein Schreiben des Rates an den Kurfürsten. Es ist allerdings nicht direkt zugestellt worden, sondern über Vermittler. Der Rat wendete sich an die Landstände der Stifte Magdeburg und Halberstadt, die in Staßfurt zu einem Landtag zusammengetreten waren. Diese verfassten ein Anschreiben an den Kurfürsten (Ausfertigung mit drei Verschlusssiegeln auf der Rückseite), dem der Brief des Rats als Abschrift beigefügt ist. Die Texte sind mit Tinte auf Papier niedergeschrieben. Das Schreiben des Rates ist mittelniederdeutscher Sprache verfasst.

Der Hintergrund

Das vormals gute Verhältnis zwischen Magdeburg und Kurbrandenburg hatte im Zuge der Einführung der Reformation in Magdeburg erheblich gelitten. Denn Kurfürst Joachim I. von Brandenburg hielt nicht nur am alten Glauben fest, sondern unterstützte seinen Bruder, Kardinal Albrecht, Erzbischof von Magdeburg und Mainz, bei dem Versuch, die Magdeburger zu unterwerfen. Als der Kurfürst im August 1524 einen Vertrag aufgekündigt hatte, der den Magdeburger Kaufleuten in seinen Landen (d. h. Altmark, Kurmark und Neumark) Schutz versprach, entwickelten sich zahlreiche Konflikte. Ein Beispiel dafür ist die gut dokumentierte handelsrechtliche Auseinandersetzung zwischen dem Rat der Altstadt Magdeburg und dem Kurfürsten von Brandenburg um eine Ochsenherde, die vom Hauptmann von Spandau, einem Beamten des Kurfürsten, beschlagnahmt worden war (Vgl. Magdeburger Spuren Nr. 560-566). Der Streit ging von einer Beschwerde von Magdeburger und Sudenburger Händlern aus, die eben diese Herde von Arnswalde (Neumark, heute: Choszczno) nach Magdeburg führen wollten. Daraufhin bat der Rat der Stadt Magdeburg am 10. August 1526 Kurfürst Joachim I. die Rinder, die den Magdeburger Bürgern Hans Mesekow, Mitglied des alten Rates, Hans Kogk und Anthonius Kersten und dem Sudenburger Bürger Gereke Kogk gehörten, nebst einer Entschädigung auf dem nächsten Markt im anhaltischen Zerbst zurückzugeben. Von Brandenburger Seite wurde das Vorgehen hingegen als Reaktion dargestellt, weil in Magdeburg brandenburgische Salzlieferungen, welche für das Schloss und Amt Spandau bestimmt waren, aufgehalten und nach Ansicht des Kurfürsten von Brandenburg widerrechtlich mit Zoll belegt wurden. Der sich in seiner Ehre verletzt fühlende Kurfürst Joachim I. wollte sich mit einer gegenseitigen Freigabe beschlagnahmter Waren nicht abfinden, sondern forderte eine zusätzliche Entschädigungszahlung und drohte mit Handelsbeschränkungen für Magdeburger Waren in Brandenburg. Verschärft wurde der Konflikt durch die Vorwürfe, die evangelischen Magdeburger seien „Ketzer“ und „Unchristen“.

Magdeburgs Schreiben

Das hier vorgestellte Schreiben des Rats und der Innungsmeister der Altstadt Magdeburg vom 12. Juni 1528 wurde über die Stände der Stifte Magdeburg und Halberstadt an den Kurfürsten Joachim I. von Brandenburg weitergeleitet. Dies war wohl ein Versuch den Kurfürsten milde zu stimmen. Denn zumindest indirekt akzeptierte die Altstadt damit ihren Status als erzstiftische Landstadt sowie die Autorität Kardinal Albrechts, des Bruders des Kurfürsten, als Erzbischof von Magdeburg. Die Magdeburger Ratsmitglieder schildern den Handelsstreit aus ihrer Perspektive. Dabei betonen sie mehrfach, dass sie sich keines unrechtmäßigen Handelns schuldig gemacht hätten. Den Vorwurf der Ketzerei, den Kardinal Albrecht und der Kurfürst wegen der Einführung der Reformation erhoben, weisen sie entschieden zurück. Durch die Verweigerung des Schutzes für die Händler in den Marken haben viele Magdeburger Schäden erlitten. Gleichzeitig deutet der Rat der Altstadt Magdeburg an, dass er sich mit mehreren Schreiben bei Kardinal Albrecht sowie beim Fürsten von Braunschweig um Unterstützung bemüht habe. Des Weiteren erwähnt der Rat, dass er in einem Schreiben die Hilfe des Kurprinzen Joachim (II.) von Brandenburg (siehe Magdeburger Spuren Nr. 565) als Vermittler erbeten habe. Der Rat und die Innungsmeister fordern eine Entschädigung für die zu Schaden gekommenen Bürger, da diese, dank ihrer treuen Ergebenheit, mehr Recht auf Gnade als auf Ungnade hätten. Gleichzeitig betonen sie ihre Verantwortung gegenüber ihren Bürgern und kündigen an, sollte es zu keiner einvernehmlichen Lösung kommen, sich an den Kaiser wenden zu wollen.

Bedeutung der Quelle

Der Text beleuchtet zum einen die Handelskonflikte in denen sich die Altstadt Magdeburg und das Kurfürstentum Brandenburg im frühen 16. Jahrhundert befanden, zum anderen die Art und Weise, wie diese Streitigkeiten wirtschaftlicher, rechtlicher, politischer und religiöser Art, ausgetragen wurden. Darüber hinaus wirft das Schriftstück ein Schlaglicht auf die Lebenswirklichkeit zur Zeit der Renaissance in Mitteldeutschland. So lassen sich Handelsbeziehungen nachvollziehen: Salz für den kurbrandenburgischen Bedarf wurde von West nach Ost geführt, während man in Magdeburg Rinder aus dem Osten einführte. Die selbstbewussten Bürger Magdeburgs stellten die Macht von Institutionen des Reiches, des Hochadels und kirchlicher Autoritäten in Frage, suchten aber – vor allem aus wirtschaftlichen Gründen – nach einvernehmlichen Lösungen im Streit mit ihren Nachbarn.

Weiterführende Literatur:

Zur Sprache:

Köbler, Gerhard: Mittelniederdeutsches Wörterbuch. Gießen, 2014. Online verfügbar unter: https://www.koeblergerhard.de/mndwbhin.html [zuletzt geprüft am 19.11.2019].

 

Zum Sachverhalt:

Geschichte der Stadt Magdeburg in 2 Bänden. Neu bearbeitet von G. Hertel u. F. Hülße, Magdeburg 1885, Bd. 1, S. 367 ff.

Joachim I. Nestor (geb. 1484, gest. 1535), 1499-1535 Kurfürst von Brandenburg (Schultze, Johannes: Joachim I. In: Neue Deutsche Biographie 10, 1974, S. 434-436).

Escher, Felix: Das Kurfürstentum Brandenburg im Zeitalter des Konfessionalismus. In: Materna, Ingo; Ribbe, Wolfgang: Brandenburgische Geschichte. Berlin, 1995, S. 261-263.

Transkription

Durch lauchtigster hochgeborner furstern churf[urstliche] g[naden] sind unser gantzwellig und underthenig dinste zuvorn gnedigster churfurst und herre. Uns hat der rath der aldenstadt Magdebuergk alhie uffem lanttage zcu Stasfurth mit beiligende schrifft angesucht und gebeten irenthalb ein furbith, an e[uer] churf[urstliche] g[naden] zcuthun wie dieselbigen e[uer] churf. gnaden allenthalb nach der lenge dorauf vornehmen wird welchs wir iwn nicht genaust abzcuslahen und bittenn hirumb dinstlichs und underthenigs fleisses, e[ure] churf[urstliche] g[naden] wolle sich umb dieser unser vorbith willen gegen bemelten rathe in dem gnediglich erzceigen, dass wollen wir mit fleiss und in underthenigkeit umb e[uer] churf[urstliche] g[naden] vordienenn.

Dat[um] zu Stasfurth dinstags nach Corporis Christi anno d[o]m[ini] c. [etc.] XXVIII.

E[uer] churf[urstliche] g[naden] w[illige] und und[erthänige] die prelaten, graven, ritterschaft und stende beider stiffte Magd[eburg] und Halberstadt so zcu Stasfurth uffem lanttage vorsamelt gewest.

 

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Dem durchlauchtigsten hochgebornen fursten undt hern, hern Joachim marggraven zu Brandenburgk, des Heiligen Romischen Reichs ertzcamerer und churf[ürsten], zu Stettin, Pomern, der Cassuben hertzogen, burggraven zu Norenbeurgk und fursten zu Rugen, Unserm gnedigsten herrnn.[1]

 

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Unsenn willigen und fruntliken dinst thovorn, werdigen, eddeln, wolgebornen, gestrengenn, erntvesten, erbarn und ersamen, gnedige herrn, und bsundern gunstigen und guden frunde. Wiwoll dath wy tho erholdungh und forderungh des gemeynen besten, mith eynem idern, und vornehmelick op der nagkbarschop, szo edt ummer tregelick syn mechte, jegen uns geovedenn ungefuge wolden helpen vordegken und als wy bethher doch ane berohme gedahn, wu im gemeynen worde gesecht werth. Durch de finger sehenn: unse eigen bests tho rugge setten und de cristlike leve jegen den nehsten godt dem almechtigen tho ehren uthbreiden auer unses befehls halven, dar tho wy von godt vorordenth, und von den mynschen op schware plicht gekoren und gesath, will uns gentzlick tho schwigenn nicht geburen unnd werden uth hocher vorougeden noth, wyderm unheill thobejjegen, unse mergklike beschwerungh, itzt iwen gnadenn und gunsten umme getruen rath und forderungh willlen disser meynungh mith grunthliker und warhaftiger berichtungh behtlick vorthobringen geursaket. Dath wy in korthvorgangen jaren, op entrichtungh eyner wichtigen und tapfferen summen goldes, von dem durchluchtigsten hochgeborn fursten und herrn, hern Joachim Marggraven

 

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tho Brandeborch, des Hilligen Ro[mischen] Ryks ertzcamerern und cuhrfusten, tho Stettin, Pomern, der Cassuben und Wenden herthogen, burggraven tho Nurnberch und fursten tho Rugenn unsem gnedigsten hern. Nach vormeldungh breve und segell in syner churf[urstliche] g[naden] fusrtindohm glyk dersulvigen underdanen sampt unsen gemeynen burgern op guttlike enthrichtungh tholles unnd geleides feylich tho wandern, als ock sinst heyden und judenn gegundt, in vorteydigungh und schultt genohmen. Aver ungefehrlick vor dreyenn jaren hebben ohre churf[urstliche] g[naden] uns sodanen schutt mith anzceigungh, dath wy dem pawestdohm entghkegen und ketzerisch handeln scholden up geschreven, wes ock ungefuges nachdeils unnd schadens den unsen dar nach und middeler tydt im cuhrfurstindohm der Margke bejegent were. Wele tho lange thovortellenn dan ethlike synn aldar berovet neddergeschlagen, dath ohre apinbar geweldichlikenn genohmen, gefangen, gestogket, geblockett, eynßdeils uthgethogenn und sunderliken eyn frawes person schmehelick und schamlos schampfirth andere fremde in unsem nahmen, dath se von Magdeborch syn scholdenn angegrepen hebbenn. Sick loes schweren und eynsdeils der wegen de Margke und straten myden mothen

 

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dar tho synth ethlike buthen der Margke im Magdeburgesschem stifte gefangen, in de Margke gefuhrt und dar ingeeschet unnd wuwoll, dath ethliken wy unse manniegfeldge beclagungh, ethwas in erstadungh ehers schadens thom deill ork ethliken alles ane frucht tho grotherm schaden in unfruchtbarer unkoste gantz nichts geworden, welk wy dennoch im besten, mith gedulthane verclagungh hebben vorwynnen und szo wyerth und ferne nicht clagen willen. Aver gnedige hern und gunstigen frunde, baven dyth alles syn ethlikenn unsen burgern ungeferlick umme Laurenti anno XXVI vor dusinth gulden ochssen baven alle enthrichtungh gebuerlikes tholles und geleides durch ochgenannten unsen gnedigsten hern luders syner churf[ürstlichen] g[naden] schrifte upgeholden und dersulvigen unser burger eyner by den ochssen mith geloften bestreigket. Doch enthlick wuwoll tho forderem synem vorderve mith schwarer muhe, spildungh und unkoste up eyn inesschent los gelaten unnd is also jegen uns und mith den unsen gehandelt glyk efft wy bereyt condempnirth in der acht und averacht declarirt wehren, welks doch godt loff nicht is noch durch uns vororsaket und darmede iwe

 

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gnaden und gunsten in itziger loveliken vorsammelungh enthlick up suilke unse flehelike und nottorftige ansokungh. Wers rathsam beschluten und nicht tho wyderem bedengken vorharren, als wehr suilke upholdungh der ochssen churf[ürstlichen] g[naden] orsakenn, edder anthworth nicht gehort, noch dath iwe g[naden] und gunsten der geschichte halven, und unser unschuldt keynen waen bsunder eygentliken und warhaftigenn grundt hebben mogen, willen wy iwen gnaden und gunsten nicht bergenn. Dath erstlick der burger eyner dem de ochssen mede thokomen an churf[ürstlichen] g[naden] supplicirt is ohne schriftlicke anthworde gegeven und erstlick eyne orsaken, dath churf[ürstlichen] g[naden] angetzeigt wehr, als scholden de ochssen nichts szo gantzer anthall vorthollet syn, als doch nochmahls recht befunden geworden. Doch wehr diss nicht alleine de orsake darumme churf[ürstlichen] g[naden] de ochssen hedde umme driven und ohne bestrigkenn lathen, bsunder thom andernn, scholde he sick hebbenn angegeven als eynn burger von Czerwest, wehr doch seszhaftich tho Magdeborch. Thom dridden wehr vonn synen churf[ürstlichen] g[naden] geschigkedenn umme solth tho holen, alhir tholl genohmen, etc. Dar nach hebben wy up beclagungh unser beschedige-

 

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den burger upt flitigste churf[ürstlichen] g[naden] schriftlick gebedenn, als te de ochssenn gekoft, bethalet, alle vorthollet, de rechtenn henstrate geholdenn sze nicht tho vorderve tho fuhren, etc. Syn wy beanthwordet, und de dinge werden durch churf[ürstlichen] g[naden] thom fuge gedrenget und de apinbar daeth thom schyne, als wehre de billiker wyse gescheen bekleidet, also dath ohr churf[ürstlichen] g[naden] hovethman tho Spandow scholde eynen wagen mith perden und paßbriven umme salth tho hohln gen Solthe uthgeferdiget wehr durch unse dyner de tholl von sulkem, dath tho ohren churf[ürstlichen] g[naden] hußholdungh vorordenth, geforderth erdrammeth und genohmen. Dessgliken wehr thom andern mahle als desulwige hovethman an de vorige stede geschigkt, also gescheen unangesehen des paßbrives, hedde de tholner heftich und mith ernste tholl geforderth und als sik de geschigkede tholl thogeven geweigert, wehr he an den burgermeister gewyset, hedde perde und wagen vorlathen mothen, sik by dem burgermeister keyn vorhoer noch bescheidt erlangen mogenn, dar nach wedder thom solthwagenn gegangenn und avermahls den tholner mith passbrivenn gebeden ohne ungehindert fahren tho lathen, aver als de tholner up den tholl gedrungen hedde desulvige also perde unnd wagen verlaten mothenn in dem anethonehmen, dath wy stolth und aver moeth geoveth, syne churf[ürstlichen] g[naden] thor jegenwehr ge-

 

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orsaket, und jegen uns, wehre nichts unbillikes gescheen etc. Dar up wy in dissen allenn unse warhaftige berichtungh, und unschulth angezeigt. Erstlick dath wy keynen tholl, bsunder tho erheldungh der kostbaren gebeude als jerlik tho forderungh des gemeynen bestenn an den uoelen bruggen geschuth unnd thovern eyn fehre gewesen den bruggepenningh nehmen. Aver dath dinerch unse dyner von ymandes de sick up hochguten unsen gnedigsten hern beropen ichts scholde genohmen. Als wy desulvigen unse dyner, up ohre eydes plichte, vor dem gantzen rade gefraget, vorhoret und grunthlick erkundet is nicht gescheen, veleweyniger hebbe ed sick mith perden und wagen bfunden der mathen bsundernn also am mandage Sixti Pape [= 6. August], sy eyn wagen mith twenn ungeschigkeden perden vor de brugge gekomen, angegeven, he wehre vom hovethman von Spandow avegeferdiget, eft he mochte fry fahren. Dar up von unsen dynern geanthwordeth he mochte itzt heu fahren und sick in der stadt mith dem burgermeister, wu von olders geholden underredenn wes he denne erlangede, woldenn se dess in der wedderreise woll eynich synn. Des andern dages is he fro wedder gekomen, und und oppem dridden joch, ferne vom dohr beholden geblevnen, vom wagen avegestegen, tho vothe tho unsenn dynernn gegangen unnd gliker gestalth

 

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wu des voerdages angedragen ohne fry fahren tho lathenn. Is von unsen dynern wedder gefraget eft he den burgermeister wu vorlaten angesprokenn, welks mith neyn voranthwordeth unnd von stundt tho rugge by de perde gegangen, is de ander vom perde ock avegestegen, und hebben eynen briff, den se thovorn nicht gewyset, den perden vor de vothe geworpen. Ane alle bedrammungh alles vorlatenn nach der stadt geyhlet und als nymandes by uns, edder unsen burgermeistern, noch in ohrenn behusungen, anregungh gedahn. Is de briff, der dath holdet nach corporis Chri[sti], upgehoven de perde thor foederungh und de wage, dar up nicht gar eyn klein schepell solts in eynem sagke gewesen, tho iver vorwahrungh geführt. Wy syn aver nye der meynungh gewest, eft glyk de perde diuerbar und guth gewest wehrenn, tho unsem nutte anthonehmen, ock sust ohrer unschigklicheit halven, nicht ingenohmen. Szo wy eyns anfalles, dath uns darmede gestellet, aver doch by hochgenanntes unses g[nädigs]ten herrn vorwanthen nicht vormodet und also alleyne, tho augensichtiger betugungh, welker gestalth gefahrenn und anders keyner orsakenn halven disses angematet wolden ock ungerne, eyn sulk geringe fordeil, jegen

 

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ohre churf[ürstlichen] g[naden] also sokenn. Veleweyniger ennigen muthwillen als uns unguthlick thogemethen, ichts jegenn ohr churf[ürstlichen] g[naden] regalien, edder privilegien, also oven bsundern glyk unsen vorfahren tho forderungh dinstbarlick ertzeigen, unnd wuwoll dath wy unse unschuldt in warhafttigem grunde mith allem gelimpe und hocher erbedungh vorgedragenn. Ock von stundt an, als wy vormergkt, dath sick churf[ürstlichen] g[naden] der perde unnd des wagens sampt dem solte, welks nicht gahr eyn schepell gewest, angemathet von stundt an wedder thogeschigkt und hebben nach begangener thaedt, ohr churf[ürstlichen] g[naden] de dinge an den hovethman tho Spandow, op unse gedahne schrifte gelangenn lathen unnd aller erste by ohme orsakenn sulker upholdungh erforschenn willenn in dem ock noch tho den ochssen avedracht geforderth hebbenn. Wy uns durch des hochwurdigsten in godtvaders durchluchtigsten hochgebornen unses gnedigsten hern, des cardinals, ertzbisschoven tho Magdeborch unnd Mentz chur- unnd landesfurstenn etc. nach vormoge breve unnd segell heymvorordinthe rede, up gebuerliken schutt, mith aller themeliken und gebuerlikenn erbedungh tho mehrmahlen, des glikenn ock dinerh den durchluchtenn hochgeborn

 

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furstenn unsen g[nädigen] h[errn] von Brunschwigk, aver alles unfruchtbar vorbidden unnd vorschriven lathenn, de sake hefft ock nicht thovorhoerr komen mogen und is enthlick hochgenanntem unsem g[nädigen] h[errn] von Brunschwigk under andern, mith sodanen worden, als de briff, welks dat[um] holdet, dingssdages nach conversionis [Sancti] Pauli, anno XXVIIo meldeth, anthworth geworden. Ohrer leve wehr dath olde sprichworth unvorborgen: Wen die kue up denn briff kommeth, szo kommeth se seldenn wedder etc. Eft nu dath olde sprichworth szo christlich, dath churf[ürstlichen] g[naden] de ochssen beholdenn und vor godt unnd der werlth entschuldiget synn mogen, selbenn wy in eynes iglichenn bedenckenn wy hebben ock tho mehrem gelimpe. In bedacht, als dath wy villichte durch ethlike missgonner tho ungnaden hochgenannten churfursten angegeven, unser unschuldt getrostet den durchluchtenn hochgebornn fursten und herrn, hernn Joachim den jungern marggraven tho Brandeborch, etc. Ohrer chur[fürst] levenn hern szonn, unsen g[nädigen] h[errn] mith flitiger bede, etc. tho eynem gnedigen middeler angeropenn. Dar op uns wedderumme angetzeigt, als scholden wy hochbmeltem unsem gnedigsten hern dem cardinall, etc. in mannicherlei

 

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ungehorsam, und mothwilliger ovingh enthkegenn syn, uns vom gehorsam, der hilligenn cristliken kergkenn, anegewandth und wedder pawestlike hillicheit unnd key[serlicher] ma[iestät] vorboth unnd edict, der ketterisschen unchristliken lehr gefolget, godtlicke dinste avegeschaft und gehindert. Wy heddenn ock von ethliken fudern solts, churf[ürstlichen] g[naden] thostendich mith gewalth tholl genohmenn, etc. Welks wy doch allinthalven der mathenn, also nicht gestendich, und in dissem und vorigem unsem mannichfeldigem angewanthem flite nichts fruchtbarlikes dan alleyne, wu ock thovern vormergkt, szo wy noch tho den ochssen avedracht maken. Wolden ohre f[ürstlichen] g[naden] flith anwenden uns wedder eynen gnedigen hern tho maken. Diewihll aver g[nedigesten] h[errn] und gunstiguden frunde von gemeynen unsenn burgern erkundet, dath de wagen und perde nicht thom solthe, als ed ock tho sodane anschlage, nicht von noden gewest, bsunder schlechts alhir in der stadt umme gekarth. Ock by densulvigen, groth vordungkenn dath umme szo geringen nicht gar eynes schepell solts willenn mith twen personen wagen und szo ungeschigkeden perden, scholde,

 

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szo ferne gereyset synn. Dar tho wu nien secht scholl eyner dessmahls, als perde unnd wagenn nach ohrem willenn, also bestande gebleven, vor der bruggen de dinge in achtungh gehat unnd von stundt na der Margke gerandt. Darmede de ochssenn de bereyth durch de gantze Margke vorthollet unne vorgleidet, nicht aver de grenitz der Margke mochten gedrevenn und in der Margke beholden werden furder is ock nicht geringe vordungkenth, als de geschigkedenn den wagen am dingssdage suilfwyllichlick hebben stahn lathen, unnd syck eyne myhle weges baven der stadt aver de Elwe mith eynem kahne fuhren lathen wehr nicht mogelick. Dath de ochssen durch den hovethmann tho Spandow by Brandenborch folgende middeweken des andernn dages: ane vorfange: scholden umme gedreven syn, dar tho werth unsen burgern von den merkisschen luden mith grovern worden schimplick und hoenlick vorgeholden, eft men de von Magdeborch nicht tvesschen konde etc. Und szo de angetzeigedenn orsaken erstlick als scholdenn de ochssen alle nicht verthollet syn durch churf[ürstlichen] g[naden] sulves neddergelecht unnd welker gestalth mit dem solthwagen

 

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gefahrenn grunthlick angetzeigt. Dar tho eft sik unse burger von Czerwst genohmet, als he doch nicht gestendich sick und de anderen tho sodanem unvorwinthlikem schadenn scholde georsaket, stellen wy up eynes iglichenn erkenthenisse. Aver als des eddelnn worde goddes halven, und hilligen evangelien under andern mede in vordegkedenn ungudigen werden angetzeigt, syn wy uth schuldiger plichte, in der gnade dessulvigen ock dar by tho bliven tho sterven und tho genesten apinbar gestendich, mith weddersprekungh dath wy in schuldiger plichte nymandes ungehorsam gewest, noch ketterisscher lehre anhengich, noch warhaftigen goddes dinst. Szo vele by uns gewest, gehindert, bsunder wu cristenn eygenth, goddes leve, dinst und ehre mith live und gude thofordern erbedich. Unnd als suilck geweldichlick vornehment durch churf[ürstlichen] g[naden] ane ennige vorgahnde schriftlike ansokungh baven de ordenungh des uthgesattenn keyserlikenn landtfredes ergangen, ock nymandes sulves cleger und richter tho synde, veleweiniger den unschuldigen vorden vormeinthen schuldigen ungegrundeder ansprake thobeschedigen geburen will. Wy ock durch de beschedigedenn burgern welke eynsz-

 

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deils gantz tho grunde vordorven, dar tho von der gemeyne, umme bystande und hulpe der armen, ock heftich angestocht, also wu der armen schade nicht gelagert hebben wy uns anders unheils thobesorgenn bidden unnd vormahnen der wegen i. g[naden] unnd gunste gantz flitich und fruntlick in dissem mergklikem anliggende uns redich und forderlick tho synde und mith disser unser supplircation an hochgenantenn cuhrfursten, den wy ock dessglikenn unse vorfahrenn, ye mehr tho gnaden dann ungnadenn geursaket, unses bedingkens ock dem lovelikem cuhrfurstenn huse, tho Brandenborch nicht unnutte nagkbar gewest und villichte noch synn kundenn. Ane sumenth mith dem aller erstenn gnedich unnd gunstichlick vorbidden und fordernn, darmede de armen unse burger, also gantz unverschuldet nicht im vorderve bliven landtloper werden, bsunder geburlike erstadungh erlangen und wy mith den unsen eynich und rawsam tho erholdungh, und forderungh des gemeynen bestenn bliven mogen. Wu aver sodanes, als wy doch nicht hopen willenn ock unfruchtbar avergegangen wurde, mosten

 

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wy vorovgeder noth halven anderem unheill alhir by uns vorthokomen, uns desses an hocher overicheit, edder by churfurstenn, furstenn, graven und steden, darmede wy des ewigenn worde goddes halven, in eynicheit und vorbinthnisse syn. Umme rath, hulpe unnd bystandth, tho mehre[r] unnd fruchtbarlikerem gehoer, unse anliggendth clagewys vorbringen und unse notorft unnd bests schaffen, welks ock in lenger rawe nicht gestalth, syn will uth wolden, doch sodanes sulcher gestalth uth mannichfeldigem bedengken vele lever nalaten unnd by iwen gnadenn und gunsten fugelikern trost, rath, und forderungh erwahrden iwe g[naden] und gunste willen sick hirinne gnedich und gutwillich ertzeigen, dath willen wy alletidt im glikenn und grottern. De herre behude eynen idern vor unheill: willich und frunthlick gerne vordinen. Dat[um] under unser stadt secreth frydages nach Trinitatis anno XXVIIIo. Rathmann und inningszmeistere der oldenstadt Magdeborch.

 



[1] folgt von anderer Hand: 1528

Zitiervorschlag

Katharina Ebel, Kay Harms, Lea Hartick, Annabell Haseloff, Anna Lüders, Arabella Oberle, Janny Oestreich, Jessica Puterczyk, Armin Riazi, Angie Wedereit, Annika Zimmermann, Eine Ochsenherde und ein Wagen voll Salz. Ein Handelsstreit zwischen Magdeburg und dem Kurfürsten von Brandenburg, https://www.magdeburger-spuren.de/de/detailansicht.html?sig=566 (02.05.2024)

Erschließungsinformationen

Signatur
566
Datierung
12.06.1528
Systematik 1
02.01.04 Fürsten
Systematik 2
Wirtschaftsbeziehungen
Fundort
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin (Dahlem)
Signatur Fundort
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, I. HA Rep. 52 Nr. 45, unfol.
Aktentitel
Zoll- und andere Streitigkeiten zwischen Kurbrandenburg und der Stadt Magdeburg
Beschreibung
Ausfertigung mit Abschrift, unfoliiert, lose, Tinte auf Papier, Verschlusssiegel auf der Rückseite, Kanzleivermerk