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Magdeburger Spuren, Nr. 1605

Patent des Kurfürsten und Markgrafen Joachim von Brandenburg wegen der Verlegung der Märkte der in die Acht erklärten Stadt Magdeburg nach Stendal und in die Neustadt Brandenburg, Cölln an der Spree, 27. Juli 1548.

Die Quelle

Die auf Papier in schwarzer Farbe gedruckte Urkunde ist in deutscher Sprache verfasst und wurde mit einem Papierwachssiegel, das sich an einen angehängten Postskriptum-Abschnitt anschließt, versehen. Unter der Signatur Urk.-K. 9, 2 wird sie im Bestand Ratsstube (0008) im Stadtarchiv Leipzig verwahrt. Kleinere Fehlstellen an den Faltlinien beeinträchtigen ihren Erhaltungszustand.

Die großformatige Urkunde ist durch hervorgehobene Initialen bzw. im Fall des Postskriptums durch eine vergrößerte Anfangszeile optisch dreigeteilt. Ein Patent Kurfürst Joachims II. von Brandenburg (reg. 1535–1571) umschließt ein Transsumpt einer Urkunde Kaiser Karls V. (reg. als röm.-dt. Kaiser 1520–1556) und wird schließlich durch das bereits erwähnte Postskriptum vervollständigt.

Historischer Kontext

Magdeburg bekannte sich im reichsweiten Vergleich bereits früh unter dem Eindruck der 1524 abgehaltenen Predigten Martin Luthers in der Stadt zum Protestantismus, nachdem reformatorische Ideen bereits zuvor beispielsweise über reisende Händler in die Stadt gelangt waren. Die Glaubensfrage in Verbindung mit dem langjährigen Streben der Altstadt nach Autonomie vom erzbischöflichen Stadtherrn hatte bereits mehrfach zur Bedrohung der Stadt durch eine Reichsacht geführt. 1525 konnte diese durch einen Vergleich mit dem Erzbischof noch abgewendet werden. 1527 und 1537 wurde die Stadt zwar in die Reichsacht erklärt, die kaiserlichen Mandate wurden jedoch nicht vollstreckt.

Eine engagiert betriebene Bündnispolitik diente der Stadt zur Sicherung ihrer autonomen politischen Handlungsfähigkeit und der Verteidigung des protestantischen Bekenntnisses. So trat Magdeburg 1526 dem Torgauer Bund bei, war 1531 Gründungsmitglied des Schmalkaldischen Bunds und gehörte einer Vereinigung der niedersächsischen Hansestädte zur Glaubensverteidigung an.

Nach mehreren – aufgrund der daran geknüpften Bedingungen rund um den Verlust städtischer Privilegien – verweigerten Unterwerfungsaufforderungen verhängte Kaiser Karl V. schließlich am 27. Juli 1547 die Reichsacht über Magdeburg, nachdem die Stadt sich wiederholt gegen obrigkeitliche Anordnungen aufgelehnt hatte. Obwohl Aussöhnungsverhandlungen aufgenommen wurden, scheiterten diese an der Glaubensfrage. Als 1548 auf dem Augsburger Reichstag das Interim verkündet wurde, widersetzte die Stadt sich weiterhin. Dadurch wurde Magdeburg zu einem nicht zuletzt publizistischen Widerstandszentrum und Zufluchtsort für die Gegner des Interims. In der Konsequenz belagerte ein kaiserliches Heer unter Kurfürst Moritz von Sachsen die Elbemetropole 1550/51. Die Belagerung endete mit einer Kapitulation der Stadt zu sehr milden Bedingungen. Aber erst 1562 sprach Kaiser Ferdinand I. (reg. als röm.-dt. König 1531–1564, ab 1556/8 Kaiser) die Stadt von der Reichsacht los.

Aussage und Einordnung der Quelle

Ausgestellt wurde die Urkunde am 27.07.1548 in Cöln an der Spree (Alt-Kölln, heute Stadtteil von Berlin). Markgraf Joachim II. von Brandenburg gibt darin bekannt, dass Kaiser Karl V. Magdeburg, nachdem die Stadt sich der Majestätsbeleidigung schuldig gemacht und Verwarnungen wegen Widerstands gegen Kaiser und Reich missachtet hatte, unter anderem in Form der Mitgliedschaft im Schmalkaldischen Bund, schließlich als Folge der Reichsacht die städtischen Rechte - vor allem das Stapelrecht zu Wasser und zu Lande sowie die damit im Zusammenhang stehenden Jahr- und Tagmärkte - entzogen und diese Privilegien stattdessen auf den Brandenburger Markgrafen und dessen Erben übertragen hat. Der widerständischen Elbmetropole wird somit der dem Kaiser und Reich treu dienende und dafür mit der Rechtsverleihung zu belohnende Kurfürst gegenübergestellt.

Joachim II. von Brandenburg übertrug im Anschluss an das zur Bekräftigung der Rechtsübertragung eingefügte Transsumpt Kaiser Karls V. das Stapelrecht („niderlage“) an seine altmärkische Stadt Stendal und bestimmte diese zum künftigen Standort von vier bisher in Magdeburg abgehaltenen Jahrmärkten, zu denen beispielsweise die bekannte Herrenmesse gehörte, während zwei weitere Viehmärkte in die Neustadt Brandenburg verlegt wurden. Zu Beginn des folgenden Jahres wurde der Urkundendruck dem Vermerk auf der Rückseite zufolge zur Informationsverbreitung öffentlich angebracht.

Magdeburg verlor im Zusammenhang mit der über die Stadt verhängten Reichsacht das im 13. Jahrhundert verliehene Stapelrecht und damit die Grundlage für den wirtschaftlichen Wohlstand, der wiederum den Erwerb von Rechten und Privilegien im Zuge städtischer Freiheitsbestrebungen erst ermöglicht hatte. Jahrhundertelang profitierte die Stadt bis zur Verleihung eigener Stapelrechte an Leipzig und Hamburg am Ausgang des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts vom Handelsmonopol im Bereich des elbischen Getreidehandels. Nun sah sie sich dem kaiserlichen Versuch einer ökonomischen Isolation und nachhaltigen Schwächung der Handelsaktivitäten gegenüber. 1554 erhielt Magdeburg das Stapelrecht gegen eine Geldzahlung an den Kurfürsten von Brandenburg zurück.

Die Urkunde beleuchtet demnach die politischen und wirtschaftlichen Konsequenzen des Handelns der Stadt, stellt gleichzeitig aber auch eine kaiserliche Machtdemonstration dar und diente zur Abschreckung ständischer Opposition.

Weiterführende Literatur

Moritz, Anja, Interim und Apokalypse. Die religiösen Vereinheitlichungsversuche Karls V. im Spiegel der magdeburgischen Publizistik 1548–1551/52, Tübingen 2009, bes. S. 149-210.

Puhle, Matthias (Hg.), Magdeburg 1200. Mittelalterliche Metropole, preußische Festung, Landeshauptstadt. Die Geschichte der Stadt von 805 bis 2005 (Ausstellung des Kulturhistorischen Museums Magdeburg, 8. Mai–4. September 2005), Stuttgart 2005, bes. S. 147-171.

Transkription

[Vorderseite]

Wir Joachim von Gottes gnaden/ marggraff zu Brandenburg/ des Heiligen Römischen Reichs ertzcamerer/ und churfürst/ zu Stettin/ Pommern/ der Cassuben/ Wenden/ un[d] in Schlesien/ zu Crossen hertzog/ Burggraff zu Nörmberg/ und fürst zu Rügen/ geben durch diesen unsern offenen druck meniglichen/ wes wirden/ standes/ herkomens oder wesens die seind/ nach zuentbietung eins jeden standes gebüre/ zuerkennen/ das nach deme/ die Römische Kei[serliche] Maj[estät] unser aller gnedigster herr/ derselben offene mutwillige beharliche/ verstockte und ungehorsame/ rebellen/ und geechtigten/ rath/ innungsmeister/ und gemeine der stad Magdeburg/ auff fürgehende geschehene ermanung/ warnung und uffforderung/ aller und jeden irer und gemeiner stad privilegien/ freiheiten/ regalien/ gnaden/ recht und gerechtigkeiten/ die sie je gehabt/ gehaben können/ oder herbracht/ darunter auch in sonderheit/ der niderlage und kauffmanschafften/ zu wasser und lande/ sampt den zugehörigen/ und andern offenen/ und sondern jarmarckten/ nutzung/ und gefellen daran/ priviert und entsatzt/ das die hochgedachte Kei[serliche] Maj[estät] aus sonderm gnedigstem willen/ uns und unsern erben/ für und für darauff die obberürte niderlage/ so die von Magdeburg zu wasser und lande/ sampt den zugehörigen und andern/ auch sondern offenen jarmarckten/ und tagmarckten gehabt/ mit allen ein und zugehörungen/ nutzungen und gefellen/ aus römischer keiserlicher macht volkomenheit/ zu erster unser und unser erben gelegenheit/ eigens gewalts/ einzuziehen/ einzunemen/ und in unsere stedte/ Brandenburg/ Stendal/ Tangermünde/ oder andere/ da es am gelegensten sein würde/ zulegen/ zuwenden/ auffzurichten/ und zu halten/ gnedigst zugestalt/ gegünt/ und gegeben haben/ nach allem inhalt irer Kei[serlichen] Ma[jestät] offenen verschreibung/ dieses lauts/ wie volget.

[Leerzeile]

Wir Karl der fünfft von Gotts gnaden/ Römischer Keiser/ zu allen zeiten mehrer des reichs/ könig in Germanien/ zu Castillien/ Arragon/ Leon/ beider Sicilien/ Jerusalem/ Hungern/ Dalmatien/ Croatien/ Navarra/ Granaten/ Toleten/ Valentz/ Gallicien/ Maiorica/ Hispalis/ Sardien/ Corduba/ Corsica/ Murcien/ Giermis/ Algarbien/ Algeziern/ Gibraltar/ der Canarischen und Indianischen Insulen/ und der Terre Firme/ des Oceanischen Meers [etc.] ertzhertzog zu Osterreich/ hertzog zu Burgundi/ zu Lottring/ zu Braband/ zu Steier/ zu Kerndten/ zu Crain/ zu Limburg/ zu Lutzemburg/ zu Geldern/ zu Calabrien/ zu Athen/ zu Neopatrien/ und Wirtemberg [etc.] grave zu Habsburg/ zu Flandern/ zu Tirol/ zu Gortz/ zu B[a?]rcinon/ zu Arthois/ zu Burgund/Pfaltzgrave zu Henigau/zu Holland/ zu Seeland/ zu Pfierdt/ zu Kiburg/ zu Namur/ zu Rossilion/ zu Ceritania/ und zu Zutphen/ landgrave zu Elsas/ marggrave zu Burgau/ zu Oristani/ zu Gociani/ und des Heiligen Römischen Reichs fürst zu Schwaben/ Cathalonia/ Ast[u?]ria [etc.] herr in Friesland/ auff der Windischen Marck/zu Portenau/ zu Biscaya/ zu Molin/ zu Salins/ zu Tripoli/ und zu Mecheln [etc.] bekennen für uns und unser nachkomen am reiche/ offentlichen mit diesem brieffe/ und thun kundt aller meniglich/ das wir vorschiener zeit/ in unserm veltlager bey Wittenberg/ dem hochgebornen Joachim/ marggraven zu Brandenburg/ zu Stettin/ Pommern/ der Cassuben und Wenden hertzogen/ burggraven zu Nörnberg/ und fürsten zu Rügen/ des Heiligen Römischen Reichs ertzcamerer/ unserm lieben oheim und churfürsten/ durch unser offen versigelt geschefft/ er[n]stlich bevolhen/ das er burgermeister/ rath/ und gemeine der stadt Magdeburg/ als die sich andern unsern ungehorsamen/ und damals erklerten echtern/ und iren mitverwandten/ des Schmalkaldischen Bunds/ aus eigenem frevelichem mutwillen/ anhengig gemacht/ und denselben zu sterckung/ vollenziehung/ und ausfürung/ irer erschrecklichen rebellion/ emporung und auffrhur in mehrerley wege/ hülff/ f[ü]rschub/ und förderung gethan/ bewiesen und erzeiget/ und mit solcher irer/ adherentz/ hülff/ fürschub und beistands/ auch offentlichen rebellion/ empor[u]ng und auffrhur unser person/ und Keiserliche Majestat zum höchsten beleidigt/ und dadurch die peen der beleidigten Majest[ät] verwürckt hetten/ von unsernt wegen/ durch sich selbst/ oder seine verordente/ mit obberürten unserm versigelten geschefft/ ersuchen/ das sie sich uns in massen andere stende/ und stedte gethan/ one allen verzug und auffschub ergeben/ und uns die stad öffenen wolten/ mit dieser anzeigung/ wo sie innerhalb sechs tagen/ nach verkündung oder uberantwortung/ vorgedachts unsers schriff[t]lichen bevelchs/ sich nit ergeben/ sondern darüber in irerr verharren würden/ das wir sie auff solchen fahll/ damals alsdann/ und dann als damals irer niderlage und aller andern freiheiten/ recht und gerechtigkeiten/ die sie von unsern vorfarn/ römischen keisern und königen/ auch uns und dem heiligen reiche/ oder andern fürsten und herrn/ erworben und inhetten/ gentzlich priviert und entsetzt/ und gedachtem unserm oheim und churfürsten/ marggraff Joachim zu Brandenburg/ die gemelte niderlage und jarmarckte/ in der Stadt Tangermünde an der Elbe zu halten/ zugesteldt haben wolten/ also/ das er/ auff obberürtem fahll deren von Magdeburg ungehorsams/ nach ausgang der vorbestimpten sechs tage/ solche niderlage und jarmarckte einnemen/ haben/ gebrauchen/ und geniessen solte und möchte/ von allermeniglich unverhindert/ alles nach inhalt/ berürts unsers bevelchs und gescheffts.         Und aber die genandten von Magdeburg nit allein demselben unserm bevelch/ sondern auch unserer schrifftlichen ernstlichen vermanung und aufforderung/ die wir nachmals an sie gethan/ und damit ersucht haben/ das sie abermals bey verlierung aller irer privilegien und freiheiten/ auch bey peen unserer und des Reichs Acht/ und aber Acht/ von irer beharlichen rebellion abstehen/ und in massen andere ire mitverwandte stedte gethan/ sich uns als Römischem Keiser/ innerhalb einer bestimpten zeit/ ergeben/ und der gebür nach erzeigen solten/ alles mit weiter ausfürung derselben unserer vermanung und aufforderung (so inen/ wie auch obberürter unser befelch gebürlicher weise verkündt worden) gar kein statt geben/ noch darauff bey uns erschienen/ sondern des alles unangesehen/ nicht desto weniger auff irer fürsetzlichen/ beharlichen/ verstockten rebellion/ und ungehorsam bis anher/ uns zu höchster verachtung geblieben und noch/ und durch solche ire straffliche auffrhürische handlung/ rebellion und ungehorsam/ auch verachtung und beleidigung unserer Keiserlichen Majestat/ die peen des lasters/ zu latein genant/ crimen lesae maiestatis begangen/ und alle ire regalien/ lehen/ freiheiten und gnaden/ die ire fordern und sie/ von weiland unsern vorfarn römischen keisern und königen/ auch uns/ und dem heiligen reiche und andern fürsten und herrn erworben/ und bisher innen gehabt/ und also der obberürten niderlage/ sampt derselben zugehörigen jarmarckten/ aller ding verwürckt/ wie wir dann auch dieselben rathmanne/ innungsmeister und gemeine der stad Magdeburg/ umb solche ire ungeschickte/ frevenliche thaten und handlungen/ auch beharliche rebellion/ verachtung und beleidigung unserer Keiserlichen Majestat/ so alles offenbar und landkündig/ und keiner weitern ausfürung oder beweisung darzu von nöten ist/ obberürter niderlage/ sampt den zugehörigen jarmarckten/ auch allen andern iren/ und gemeiner stadt regalien/ lehen/ freiheiten und gnaden/ von neuen in ewig zeit gentzlich priviert/ und aller ding entsetzt/ und dann gemeltem unserm oheim und churfürsten/ marggraff Joachimen zu Brandenburg/ in betrachtung der stedten lieb und treuen neigung/ die sein lieb zu uns tregt/ auch der angenemen getreuen/ und ersprieslichen dienste/ die er uns und dem heiligen reiche/ bisher in viel weg/ williglich gethan hat/ noch teglichs thut/ und künfftiglich wol thun mag/ und zu thun erbüttig ist/ zu erkantnis solcher getreuen/ willigen/ nützlichen/ und ersprieslichen dienste/ und von sondern gnaden/ die obberürt niderlage/ zu wasser und lande/ sampt derselben zugehörigen jarmarckten/ wie die genandten von Magdeburg/ solchs alles bisher innen gehabt/ und noch inhaben/ mit allen ein und zugehörigen nutzungen und gefellen/ gnediglich zugestelt/ gegundt und gegeben/ priviern und entsetzen die genandten rathmanne/ innungsmeister und gemeinde der stad Magdeburg/ solcher obberürten niderlage und marckten/ sampt allen iren regalien/ lehen/ freiheiten un[d] gnaden/ stellen zu/ günnen/ un[d] geben obberütem unserm oheim und churfürsten marggraff Joachim zu Brandenburg/ die vorbestimpte niderlag und jarmarckte/ mit iren zugehörungen/ nutzen und gefellen/ alles von römischer keyserlicher macht volkommenheit/ wissentlich in krafft deises [!] brieffs. Und meinen/ setzen/ ordnen und wollen/ das derselb marggraff Joachim zu Brandenburg/ seine ehelich leibs erben/ und deren erbens erben füre und für in ewig zeit/ die obberürt magdeburgische niderlag zu wasser und auff dem lande/ sampt den zugehörigen jarmarckten/ derselben nützung und gefelle/ was die von Magdeburg bisher daran innen gehabt/ zu erster sein und seiner erben gelegenheit/ eigen gewalds eintziehen/ einnhemen und in ire stedte/ als nemlich gen Tangermünde an der Elbe/ Brandenburg/ Stendall/ ader andere ire stedte/ da inen das am gelegensten sein wirdt/ wenden/ verlegen/ aufrichten/ und halten/ sie auch dabey schutzen und handhaben/ auch sie und gedachte niderlag/ und jarmarckte/ darzu alle und jede personen/ so die mit iren kauffmanschafften/ handel und gewerben/ besuchen/ darzu ader davon ziehen/ alle und igliche genade/ freiheit/ fride/ gleidt/ recht und gerechtigkeit haben/ und sich der freuen/ gebrauchen/ nützen und niessen sollen und mögen/ wie die von Magdeburg/ solchs alles bisher gehabt/ gebraucht und genossen/ auch andere so niderlage und jarmarckte im heilgen reich haben/ gebrauchen und geniessen/ von recht ader gewonheit/ von allermenniglich unverhindert/ doch uns und dem heiligen reiche/ an unserer obrigkeit/ und sonst andern niderlagen/ und in zweien meilwegs gelegenen jarmarckten an iren rechten und gerechtigkeiten/ unvorgriffen und unschedlich/ auch also/ das gedachter unser oheim/ und churfürst zu Brandenburg/ marggraff Joachim/ und seine erben/ solche niderlag und jarmarckte/ so offte das zu fall kompt/ neben andern iren regalien von uns/ unsern nachkommenden römischen keisern und königen und dem heiligen reiche zu lehen erkennen/ empfahen und tragen/ und von solchs lehens wegen/ gewonlich pflicht und eide thun sollen/ uns und dem heiligen reiche/ getreu/ gehorsam und gewertigck zusein/ zu dienen und zuthun als sich davon gebürt on geverde.   Und gepietten darauff allen und iglichen/ churfürsten/ fürsten/ geistlichen und weltlichen/ prelaten/ graffen/ freienherrn/ rittern/ knechten/ haubtleuthen/ landvoigten/ vitzthumen/ voigten/ pflegern/ vorwesernn/ ambtleuten/ schultheisen/ bürgermeistern/ richtern/ rethen/ bürgern/ gemeinden/ und sonst allen andern unsern/ und des reichs underthanen und getreuen/ in was wirden/ stands/ oder wesens die sein/ ernstlich und vestiglich/ mit diesem brieve und wollen/ das sie den gedachten unsern oheim und churfürsten/ marggraff Joachim zu Brandenburg/ und seine lehens erben/ un[d] alle die/ so solche niderlag und jarmarckte mit irer kauffmanschafft und guthe besuchen/ darzu und darvon ziehen/ an obbestimpten gnaden/ freiheiten/ günnen und erlaubnus/ friedt/ und gleidt/ nicht hindern noch irren/ sonder deren beruhiglich gebrauchen/ nützen/ niessen un[d] gentzlich dabey bleiben lassen/ un[d] hirwider nicht thun/ noch jemands anders zuthun gestadten/ in kein weis/ als libe einem jedem sey unser und des reichs/ schwere ungnad und straffe/ und darzu ein peen/ nemlich hundert marck lotigs goldes/ zuvormeiden/ die ein jeder/ so offte er freventlich hiewider thette/ uns halb in unser un[d] des reichs cammer/ un[d] den andern halben teil/ dem offtgenanten unserm oheim un[d] churfürsten marggraff Joachimen von Brandenburg/ und seinen erben/ unnachlessig zubezalen verfallen sein soll/ mit urkund dis briefs/ besiegelt mit unserm keyserlichen anhangenden insiegel/ geben in unser und des reichs stadt Augspurg/ am zwantzigsten tag des monats Julij nach Christi unsers lieben herrn geburt/ funftzehen hundert/ und im sieben und viertzigsten/ unsers keiserthumbs im siebenundtzwantzigsten/ un[d] unserer reiche im zweiunddreissigsten jare.

Demnach wir aus zulassung obberürter keiserlichen gnedisten milden begnadung/ und voreigung/ die niderlage so hievor zu Magdeburg/ zu wasser/ un[d] lande gewesen und gehalten/ sampt allen und jeden andern offenen und gemeinen jarmarckten un[d] tagmarckten/ auch dazu gehörigen freiheiten/ gerechtigkeiten/ zollen/ strassen und andern/ wie obberürt nach allem inhalt/ der keiserlichen vorschreibung/ eingetzogen. Und demnach am ersten die niderlag zu wasser und zu lande sampt aller zufüre un[d] strassen/ in massen die in un[d] für der stadt Magdeburg gehalten/ un[d] gebraucht worden/ desgleichen die jarmarckte/ davon hernach gesatzt/ auch alle und jede tagmarckte/ sampt den zugehörigen freiheiten/ und gerechtigkeiten/ in unsere stadt Stendall gewand und gelegt.      Und nemlich als vormals zu Magdeburg jerlich auff den tag Mauritij/ und die volgenden tag ein marck [!] die herrnmesse genand/ und dann die erste fastwochen welchen sie den kopseligen montag marckt geheissen/ sampt dem rosmarckte/ und auff Trinitatis der pfingstmarckt gehalten worden/ sollen demnach dieselbigen drey jarmarckt in allermassen/ un[d] uff zeit wie obbestehet/ un[d] zu Magdeburg geschehen/ hinfuro für un[d] für/ sampt der stedten niderlage zuwasser [!] un[d] zu lande in unser stadt Stendal sampt den datzwischen lauffende[n] tagmarckten gehalte[n] werden un[d] sein. Un[d] jeder hendler/ kramer/ und handtirer/ so dahin zu ader abfüren/ kauffen/ verkeuffen/ und niderlegen würden/ sich der niderlagen/ und jarmarckten rechtens/ freiheit/ brauchs/ und gewonheit gebrauchen/ trösten/ die haben und halten sollen/ Und da zu den zeitten berurtter jarmarckte/ auch sonderliche viehe/ und rosmarckte zu Magdeburg gewesen. Sol demnach der rosmarckt/ so auff den kopseligen mantagsmarckt [!] gewesen/ dieselbige zeit auch zu Stendall/ neben dem jarmarckte auch also zuhalten bleiben/ aber die andern beiden viehemarckte/ haben wir in und für unsere Neustadt Brandenburg gelegt.            Also dasder [!] erste vihemarckt/ sol auff den sontag Trinitatis/ sampt den dreien volgenden tagen.   Und der ander vihemarckt/ auff den tag Laurentij/ auch sampt volgenden dreien tagen jedes jars und zeit alda zu Brandenburg nach viehemarcks [!] Rechte/ und brauche gehalten werden/ und sein.       Und do dann der eine marckt auff den tag Mauritij schirst/ welchs sein wird der zweiundtzweintzigste tag des monats Septembris/ und die andern volgenden tage aldo zu Stendall sol angehen. Wollen/ wir dasselbige hiemit offentlich menniglich so dene zubesuchen/ dahin zuhandeln/ zukeuffen/ zuverkeuffen willens/ oder gewonet zuerkennen gegeben haben/ mit gütlicher und gnediger vermanung/ denselbigen/ und die andern jarmarckten in zeiten wie obgesatzt sampt der niderlage in massen vormals zu Magdeburg geschehen/ hinfüro aldo zu Stendall/ und die zwene vihemarckte auff Trinitatis und Laurentij/ in und für unser Neustad Brandenburg/ wie oben angezeigt zuhalten un[d] zubesuchen/ so seind wir erbüttig menniglich in unsern landen/ zu un[d] abe/ auch die strassen sicher und gleidlich zuhalten/ und niemandts uber die gebüre oder herkomen/ mit zollen zubeschweren. Wir bitten/ ermanen/ suchen/ und begern auch einen jeden nach seines Standes herkomen/ uns und die unsern/ auch/ die so berürte niderlage jarmarckte und vihemarckte zu Stendall und Brandenburg halten/ mit iren kauffmanschafften/ und gutheren besuchen/ darzu und davon ziehen würden/ daran und an obbestimpten keiserlichen gnaden/ freiheiten/ erlaubnus friede und gleidte/ die bedrauete Keiserlicher Majestat/ ungnade und straffe zuvermeiden/ nicht zuhindern/ sonder deren geruglichen niessen/ und brauchen/ Auch gentzlich dabey bleiben zulassen und zubefordern. An deme vorbringt ein jeder der Keiserlichen Majestat entliche meinung. Und wir seind es auch umb einen jeden nach gebüre zuverdienen/ zubeschulden und zubedencken geneigt/ urkuntlich mit unserm auffgedruckten Secret besiegelt/ und gegeben zu Cöln an der Sprew.

Freitags nach Jacobi Apostoli. Anno [etc.] [15]48.

Postscripta/ Wöllen wir auch menniglichen kundthun/ das wir nach fertigung des obgesatzten drucks in erfarung kommen/ das alda zu Magdeburg noch ein marckt jerlich des sontags Septuagesime/ montags/ dinstags/ und mitwochs hernach allewege viertzehen tage vor fasnacht/ welchen sie den alleluja marckt genand/ gehalten worden/ also haben wir denselbigen auff die obgesatzte keiserliche begnadung/ und privilegirung/ auch in berürte unsere stadt Stendall/ an demselbigen sontage/ montage/ dinstage/ und mitwoche hernach alda zu halten/ gelegt/ und soll gegen berürtter zeit und tagen/ wenn die am nechsten nach dato kommen/ alda angefangen und gehalten werden/ welchs wir menniglich/ und einem jeden/ so denselbigen zubesuchen gewonet/ oder willens/ des also bericht und wissens zu haben/ auch nicht verhalten wöllen. Datum ut supra.

[Rückseite]

No[ta]: Exemplaria welcher gestalt marggraff Jochim [!] zu Brandenburgk mit nachlassung Röm[ischer] Keys[erlicher] Majestet die niederlage unde jahrmärckte von Magdeburgk alß sie von Key[serlicher] M[ajes]t[ä]t inn die acht erclehret [Einfügung am linken Rand] nach Stendall transferirt.

D[atum] A[nn]o 1548

Angeschlag[en] uff schrifftt marggraff Joachims dornstags nach Circumcisio[nis Domini] 1549 anns rathaus und die wage.

Zitiervorschlag

Luisa Rühlmann, Die Folgen des Widerstands. Der Verlust des Stapelrechts und der Jahrmärkte (1548) , https://www.magdeburger-spuren.de/de/detailansicht.html?sig=1605 (28.11.2025)

Erschließungsinformationen

Signatur
1605
Datierung
20.07.1547 - 27.07.1548
Systematik 1
02.01.04 Fürsten
Systematik 2
Wirtschafts- und Finanzbeziehungen
Fundort
Stadtarchiv Leipzig
Signatur Fundort
Stadtarchiv Leipzig, 0008 (Ratsstube), 0008 (Ratsstube), Urk.-K. 9, 2.
Umfang
2 Seiten
Enthält
Enthält: Transsumpt der Urkunde Karls V. vom 20. Juli 1547 über den Übergang der Jahrmarktsrechte an den Kurfürsten und Markgrafen Joachim von Brandenburg.
Beschreibung
gedruckt; Papier; deutsch; Papierwachssiegel, Rückseite: Regest.
URN
urn:nbn:de:gbv:ma26-2504070654554.249794056004
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