Magdeburg vor 1631

Am Ausgang des Mittelalters war Magdeburg das bedeutendste urbane Zentrum im Osten Deutschlands. Der Vergleich mit der heutigen Stellung Berlins liegt nahe. Als weiträumig vernetzte Handelsmetropole mit 20.000 bis 30.000 Einwohnern betrieb Magdeburg eine eigenständige Reichspolitik und agierte als Partner in Städtebünden wie der Hanse. Vor allem der Handel mit dem Getreide aus der fruchtbaren Börde sorgte für Wohlstand. Vor den Toren der Altstadt lagen die selbständigen Vorstädte Neustadt, Sudenburg und St. Michael, in denen noch einmal ca. 10.000 Menschen lebten, so dass von einer mittelalterlichen Gruppenstadt zu sprechen ist.

Mit dem Schöffenstuhl beherbergte Magdeburg eine der bedeutendsten Gerichtsinstanzen in Europa. Die Schöffen erarbeiteten Rechtsweisungen, durch die sie die Normen des Magdeburger Rechtes verbindlich auslegten. Nahezu 1.000 Orte in Mittel- und Osteuropa, die dieses Stadtrecht übernommen hatten, erkannten den Schöffenstuhl als Oberhof an.

Im Schatten des gotischen Doms, in dem der Magdeburger Erzbischof als Primas der deutschen Kirche residierte, gruppierten sich zahlreiche kirchliche Einrichtungen. Dazu gehörten die vier Nebenstifte des Domes (St. Sebastian, St. Nicolai, SS. Maria und Gangolf sowie SS. Peter und Paul in der Neustadt), das Prämonstratenserkloster Unser Lieben Frauen mit der Grablege des Ordensgründers Norbert von Xanten sowie das altehrwürdige Benediktinerkloster Berge. Als einzige Stadt im Osten verfügte Magdeburg über Niederlassungen aller vier alten Bettelorden: der Dominikaner, Franziskaner, Augustinereremiten und Karmeliten. Ansässig waren ferner zwei Zisterzienserinnenklöster, ein Konvent der Magdalenerinnen (Weißfrauen) sowie die aus der vorreformatorischen Reformbewegung hervorgegangenen Brüder vom gemeinsamen Leben, in deren 1482 etabliertem Konvent St. Hieronymus Martin Luther während seiner Magdeburger Schulzeit 1496/97 logierte.

Als sich Magdeburg bereits 1524 der Reformation öffnete, wuchs die Stadt auf bis zu 40.000 Einwohnern an. Evangelische Intellektuelle, die hier nach dem Schmalkaldischen Krieg Zuflucht fanden, machten die Stadt als „Unseres Herrgotts Kanzlei“ zu einem Zentrum der europäischen Druckproduktion. 1550/51 gelang es Magdeburg, einer Belagerung durch kaiserliche und kurfürstlich-sächsische Truppen zu trotzen. Dadurch wurde die Stadt vollends zum Symbol für protestantischen Widerstand gegen kaiserliche Gewalt. Ein Volkslied  besang sie in Anlehnung an das Stadtwappen als „Die Magd, die dem Kaiser den Tanz versagt.“.